Ein deutsches Leben, Lesung im Alten Schlachthof

Ein Rädchen im Getriebe des Bösen

Kammerschauspielerin Ursula Erb liest „Ein deutsches Leben" im Alten Schlachthof

 

Vielen Menschen ist es vermutlich schon mal so gegangen – man erlebt das eine oder andere und stellt erst im Nachhinein fest, dass man ein kleiner Teil der Weltgeschichte geworden ist. Was aber, wenn das Erlebte Teil eines der größten Verbrechen der Menschheit gewesen ist. Ist es möglich, dass die Erkennt-nis erst im Nachhinein reift? Kann man wirklich nicht mitbekommen haben, was um einen herum los war? Und hätte man nicht handeln müssen? Oder sich verweigern? Mit diesen Fragen beschäftigen sich seit dem Ende des zweiten Weltkriegs Viele, die „dabei waren". Eine davon war die Sekretärin Brunhilde Pomsel. Ihre Lebensgeschichte, „Ein deutsches Leben", liest Kammerschauspielerin Ursula Erb am 13. Dezember 2022 im AnStattTheater im Alten Schlachthof.

 

Als über Hundertjährige erzählt Brunhilde Pomsel zum ersten Mal aus ihrem Leben. Sie wurde 1911 in Berlin geboren, Wilhelm II. war Kaiser, die Familie gehörte der Mittelschicht an. Ein ganz normales deutsches Leben. Eigentlich wollte sie Opernsängerin werden, aber ihre Eltern hielten nicht viel davon. Nach der Schule wurde sie Sekretärin und fand nach einigen Anstellungen in verschiedenen Firmen eine Stelle in der Abteilung Zeitfunk der Reichs-Rundfunkgesellschaft. Dafür musste sie in die NSPAP eintreten, auch wenn sie eigentlich politisch völlig uninteressiert war. Ab 1942 arbeitete sie als Sekretärin im Joseph Goebbels' Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda. Anders als Hitlers Sekretärin Traudl Junge war Brunhilde Pomsel niemals im Zentrum der Macht. Sie war ein kleines Rädchen im Getriebe und nahm Krieg und Diktatur von einem Randplatz aus wahr. Ihr Blick auf diese Zeit ist der Blick vieler ihrer Zeitgenossen, die Teil des Systems waren. Eine Mitläuferin, die aber über eine ausgezeichnete Beobachtungsgabe verfügte.

Eintrittspreis 21,- Euro, ermäßigt 17,- Euro

Es gilt der Straubing-Pass

 

Sobald die Lesung begonnen hat, kann niemand mehr eingelassen werden.